Es klingt erstmal paradox, aber wer die Landwirtschaft voranbringen will, braucht nicht immer größere, technisch komplexere Maschinen. Heutzutage braucht es innovative Herangehensweisen an die Landwirtschaft. Es braucht Antworten auf den Klimawandel und das wachsende Bewusstsein für regionale und fair produzierte Lebensmittel.
Ein solches Konzept bietet das Market Gardening, welches wir auf unseren Tiny Farmen betreiben. Aber was versteht man darunter und wie kann uns diese Form des Gemüseanbaus bereichern?
Unser Name Tiny Farms nimmt es schon vorweg, unsere Farm nahe Berlin ist nicht besonders groß. Tatsächlich sogar ziemlich klein, unter zwei Hektar. Trotzdem liefern wir in der Woche ungefähr 100 Gemüsekisten aus, versorgen Restaurants, haben einen Marktstand und beliefern Supermärkte.
Wie funktioniert das?
Wir haben nicht viel Platz, also müssen wir unser Gemüse möglichst effizient anbauen. Um das zu schaffen, wenden wir einfache Tipps und Tricks an, um so viel Ertrag wie möglich zu erhalten.
Die Idee ist nicht neu. Schon im 19. Jahrhundert gab es vor den Toren von Paris viele Gärtner:innen, die auf ihren kleinen Feldern (die meisten nur ein Hektar) Gemüse anbauten. Und das so erfolgreich, dass die damals zweitgrößte Stadt der Welt mit frischem regionalem Gemüse versorgt werden konnte. Die sogenannten “maraîchers” schrieben ihr Wissen auf und obwohl die Form des Gemüseanbaus immer weiter verschwand, blieb die Idee bestehen.
Heutzutage greifen immer mehr Menschen, so auch wir, die alten Techniken auf und erzielen Spitzen-Erträge, über die man nur staunen kann.
Doch Market Gardening geht über den reinen Gemüseanbau hinaus; es stellt ein Gegenkonzept zur unpersönlichen Landwirtschaft dar. So stehen ein bewusstes Leben, Gemeinschaft und die Verbindung zur Natur im Vordergrund.
Mikrofarmen ermöglichen es, Menschen mit frischem, lokalem Gemüse zu versorgen und die Kluft zwischen Konsument:innen und Landwirtschaft zu verringern.
Das Market Gardening zielt darauf ab, dass eine oder zwei Personen eine kleine Fläche bewirtschaften können. Mit kleinen Geräten, die wenig Investition benötigen und von einer Person bedient werden.
In einer Zeit, in der viele Menschen in Städten leben, bietet die Arbeit im Freien eine Alternative zur digitalen Überlastung und Arbeitsstress und kann ein Lebensentwurf für Menschen sein, die nach einer Alternative zu ihrem klassischen 9-to-5 suchen.
So entsteht ein Gemüseanbau, bei dem der Mensch im Vordergrund steht und dieser und dessen Produkte wertgeschätzt werden. Market Gardening ist längst mehr als Feldarbeit. Es ist ein soziales Konzept, von dem wir überzeugt sind, dass es die heutige Landwirtschaft und deren Verständnis in der Gesellschaft bereichern und revolutionieren kann.
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