Was unterscheidet Tiny Farms von anderen kleinen Gärtnereien? Ein großes Thema sind für uns dabei die Menschen, die bei Tiny Farms arbeiten, und die Art und Weise, wie wir versuchen, in unseren Gärten zu arbeiten.
Tiny Farms erzeugt nicht nur frisches regionales Biogemüse. Tiny Farms trägt auch zur Transformation der Landwirtschaft bei, indem wir neue Menschen in die Landwirtschaft und in den Gemüsebau bringen. Bei Tiny Farms arbeiten Quereinsteiger:innen in Teilzeit auf Mikrofarmen und erzeugen dabei hochwertiges Biogemüse. Macht das Sinn und kann das funktionieren?
Dass QuereinsteigerInnen in Teilzeit professionelle Landwirtschaft betreiben können, ist nichts Ungewöhnliches. Die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland sind Nebenerwerbsbetriebe, das heißt, die Bäuerinnen und Bauern sind dort nur in Teilzeit tätig. Diese Betriebe werden wiederum zu 52% von Menschen ohne landwirtschaftlichen Berufsabschluss geleitet, also von Neu- und QuereinsteigerInnen. Interessanterweise sind diese Teilzeit-Bauernhöfe wirtschaftlich sogar deutlich stabiler als Vollerwerbsbetriebe. Während in Deutschland zwischen 2010 und 2020 rund 35.000 Vollzeit-Bauernhöfe aufgeben mussten, waren lediglich gut 8.000 Nebenerwerbsbetriebe von der Aufgabe betroffen.
Wir glauben, dass es der Landwirtschaft, der Natur und uns selbst guttut, wenn möglichst viele Menschen einen Teil ihrer Arbeitszeit auf dem Feld oder im Garten verbringen können.
Aber warum arbeiten wir mit Mikrofarmen und nicht mit großen Flächen und großen Maschinen? Auch das hat mit den Menschen bei Tiny Farms zu tun. Ein Arbeitsplatz in der Landwirtschaft erfordert heute eine Investition von 690.000 EUR – plus Land. Mit unseren Mikrofarmen haben wir ein Modell gefunden, bei dem ein Arbeitsplatz nur rund 30.000 EUR kostet, also nur einen Bruchteil der Investitionen in der „normalen“ Landwirtschaft. Damit öffnet unser System vielen Menschen einen Weg in den Gemüsebau, die sonst niemals Gärtner:innen werden könnten.
Und was hat das mit New Work zu tun?
Die aktuellen Bauernproteste sind auch ein Ausdruck der Hilflosigkeit der Landwirtschaft, mit den neuen Herausforderungen und den immer größeren Unsicherheiten umzugehen. Wetter, Klima, Nachfrage, rechtliche Rahmenbedingungen, globale Warenströme: Alles ändert sich immer schneller und wird immer schwerer vorhersehbar.
Wir glauben, dass wir deshalb in Zukunft auch in der Landwirtschaft viel flexibler und vielfältiger werden müssen. Bei Tiny Farms versuchen wir daher, nicht in kapitalintensiven, schwerfälligen Großstrukturen zu arbeiten, sondern in einem Schwarm kleiner, agiler, vielfältiger Betriebe.
Dazu gehören neben kleinen Strukturen auch Menschen, die agil und flexibel denken und handeln. Daher gehört New Work bei uns ebenso zum Handwerkszeug wie pflanzen, hacken und ernten.
In diesem Jahr begrüßen wir rund 65 neue Teilnehmer:innen in unserer Tiny Farms Academy, die sich auf die Reise machen und mit uns eine neue Form der Landwirtschaft entdecken.
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